Wandel und Erneuerung: Aufbrüche
Salon
Liedfest Zürich lädt zu einem Salon von Patrick Frank ins Haus Bloch, um über Wandel und Erneuerung als Momente des Aufbruchs ins Gespräch zu kommen. Bereichert werden die Diskussionseinheiten durch Lied-Interventionen von Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya. Unser Salon soll, wie das Vorbild im 19. Jahrhundert, ein geschützter Raum sein – heute schützen wir uns vor Digitalität: Es werden keine Video-, Audioaufnahmen oder Handys erlaubt sein. Da wir den Salon dennoch dokumentieren wollen, lassen der Maler Curt Walter und der Schriftsteller Alexander Estis ihn künstlerisch nachklingen.
Marysol Schalit (Sopran)
Tatiana Korsunskaya (Klavier)
Sandeep Bhagwati (Impulsvortrag)
Boris Previšić (Impulsvortrag)
Curt Walter (Nachklang)
Alexander Estis (Nachklang)
Michaela Unsinn (Mezzosopran)
Judit Polgar (Klavier)
Patrick Frank (Konzept)
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Begrüßung (Patrick Frank, Judit Polgar)
Lied-Intervention I «Ab nach Youkali» (Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya):
Fernando Obradors: «Coplas de Curro Dulce» («Coplas von Curro Dulce»), aus Canciones clásicas españolas (Traditionelle spanische Lieder; nach Curro Dulce)
Sergei Rachmaninow: «Не пой, красавица!» («Sing nicht, meine Schönheit»), op. 4/4 (nach Alexander Puschkin)
Pjotr Iljitsch Tschaikowski: «Забыть так скоро» («So schnell zu vergessen»), TH 94 (nach Alexej Apuchtin)
Fernando Obradors: «Del cabello más sutil» («Aus dem feinsten Haar»), aus Canciones clásicas españolas (Traditionelle spanische Lieder; Volkslied)
Impulsvortrag I «Wandel und Erneuerung aus der Perspektive eines Komponisten» (Sandeep Bhagwati)
Lieder zum Vortrag (Michaela Unsinn und Judit Polgar):
Sandeep Bhagwati: «Keine Angst», aus Ragger-Lieder (nach Gernot Ragger)
Impulsvortrag II «Wandel und Erneuerung: Aufbrüche innerhalb des Planetaren» (Boris Previšić)
Diskussionsrunde I
Lied-Intervention II «Ab nach Youkali» (Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya):
Hector Berlioz: «Villanelle», «Le spectre de la rose», «L'île inconnue», aus Les Nuits d'été, op. 7 (nach Théophile Gautier)
Diskussionsrunde II
Lied-Intervention III «Ab nach Youkali» (Marysol Schalit und Tatiana Korsunskaya):
Kurt Weill: «Die Seeräuber-Jenny», aus Die Dreigroschenoper (nach Bertolt Brecht); «Youkali» (nach Roger Fernay); «I am a stranger in myself», aus One touch of Venus (nach Ogden Nash)
Ausklang
Wandel und Erneuerung aus der Perspektive eines Komponisten
Sandeep Bhagwati, August 2025
Seit dem Mittelalter definiert sich die Musik Europas durch ihre Wertschätzung neuer Klangformen: von der Tradition abzuweichen, ist ein Gebot für alle Komponisten, die als bedeutend gelten und eine Avant-garde bilden wollen, der das Publikum folgen soll. Aber seit ein paar Jahrzehnten scheinen alle Klangsprachen ausgereizt – auch in neuen Kompositionen begegnet man nur noch vertrauten Tönen. Wie kann sich da noch das Hören erneuern? Oder soll man die Hatz nach dem Neuen ganz abblasen? Wie würde das dann klingen? Braucht man noch Komponist*innen dafür? Oder kann künstliche Intelligenz sowas sogar besser?
Wandel und Erneuerung:
Aufbrüche innerhalb des Planetaren
Boris Previšić, August 2025
Heute spricht man von Transformation, weil man vom Disruptiven lieber wieder absieht, das ins falsche Fahrwasser geraten ist. Die ökologische Krise ist nicht mehr bewältigbar und dennoch sind die Planetaren Grenzen einzuhalten. Darum bedeutet vielleicht «Wandel und Erneuerung» – so die These – nicht mehr einfach ein Vorwärtsstürmen, sondern eine Rückbesinnung auf die spezifischen «Anfänge», in denen der Mensch schon mit den biosphärischen Vorgaben umzugehen wusste, denken wir da an die Terra-Preta- oder Alpwirtschaftskultur. Entscheidend ist nun, wie wir diese kulturellen Vorgaben der Vergangenheit im Hinblick auf das Planetare, die Metabolismen und die Skaleneffekte der Gegenwart (Zeitkollaps 2023) übertragen.