Wandel als Rückschritt

Salon

In einem privaten Haus am Zürichberg, das der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, veranstalten wir einen Salon. Unser Salon orientiert sich an den historischen Salons des 19. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Austausch und der Begegnung interessanter Persönlichkeiten mit unseren Gästen. Ausgangspunkt unserer Diskussionen ist das Thema «Wandel als Rückschritt». Der Hinweis auf gesellschaftlichen Rückschritt scheint erwähnt werden zu müssen, denn bisweilen werden Wandel und Erneuerung ausschließlich positiv gelesen. Warum ist dies so? Macht dies blind für die Möglichkeit fundamentaler Rückschritte? Wie stehen die Künste dazu?

Siena Licht Miller (Mezzosopran)
Simone Keller (Klavier)
Sylvia Sasse (Impulsvortrag)
Fabian Goppelsröder (Impulsvortrag)
Jürg Halter (Nachklang)
Patrick Frank (Konzept)

  • Begrüßung (Patrick Frank)

    Lied-Intervention I «Liebst du um Liebe: Wandel und Sehnsucht nach Erneuerung» (Siena Licht Miller und Simone Keller): 

    Alban Berg, Sieben frühe Lieder: «Nacht» (nach Carl Hauptmann); «Schilflied» (nach Nikolaus Lenau); «Die Nachtigall» (nach Theodor Storm); «Traumgekrönt» (nach Rainer Maria Rilke); «Im Zimmer» (nach Johannes Schlaf); «Liebesode» (nach Otto Erich Hartleben); «Sommertage» (nach Paul Hohenberg)

    Impulsvortrag I (Sylvia Sasse)

    Impulsvortrag II «Wandel und Disruption» (Fabian Goppelsröder) 

    Diskussionsrunde I 

    Lied-Intervention II«Liebst du um Liebe: Hoffnung auf die Liebe als allumfassende Kraft» (Siena Licht Miller und Simone Keller):

    Clara Schumann: «Liebeszauber», op. 13/3 (nach Emanuel Geibel)

    Alma Mahler: «Laue Sommernacht», aus 5 Lieder (nach Otto Julius Bierbaum); «Bei dir ist es traut», aus 5 Lieder (nach Rainer Maria Rilke)

    Amy Beach: «Ah, Love, but a day!», aus Three Browning Songs, op. 44 (nach Robert Browning)

    Clara Schumann: «Warum willst du and’re fragen?», «Liebst du um Schönheit», op.12/11 und 4 (nach Friedrich Rückert)

    Diskussionsrunde II 

    Ausklang

Überlegungen zu den Lied-Interventionen

Das Programm «Liebst du um Liebe» thematisiert den inneren und äusseren Wandel, die Sehnsucht nach Erneuerung, die Übergangszustände und den Drang, sich selbst und die Welt immer wieder neu zu entdecken und schliesslich die Hoffnung auf die Liebe als allumfassende Kraft. 

  • Die «Sieben frühen Lieder» von Alban Berg sind einerseits Momentaufnahmen einer grossen Liebe, aber auch Ausdruck von Übergang und Transformation, die Bergs Entwicklung von der spätromantischen Tradition hin zu einem individuelleren, moderneren musikalischen Stil widerspiegeln. 

    Der Titel «Liebst du um Liebe» stammt aus der letzten Strophe von Friedrich Rückerts Gedicht «Liebst du um Schönheit», das die Liebe als höchste und universelle Kraft feiert. Rückert fordert dazu auf, die Liebe nicht an äusseren, vergänglichen Werten wie Schönheit, Jugend oder Reichtum zu messen, sondern sie in ihrer reinsten Form zu erkennen. Eine der bekanntesten Vertonungen dieses Gedichtes stammt von Gustav Mahler, aber auch Clara Schumann hat diesen Text als Grundlage für eine ihre Kompositionen gewählt. Sie ist möglicherweise eine der bekanntesten Frauen der klassischen Musikgeschichte, während viele andere zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind, weshalb der zweite Teil unseres Programmes ausschliesslich aus der Feder von Komponistinnen stammt, wobei die Auswahl der Lieder ein Bekenntnis für die Liebe als transformative Kraft darstellt, keine schwärmerische Verklärung, sondern ein mächtiger Motor, der das Beste in der Menschheit hervorbringen kann.

    Möge die Liebe als stärkste Energie in schwierigen Zeiten Hoffnung schenken, die Liebe als Überlebensstrategie, Mitgefühl und Menschlichkeit als Weg zum Wandel, als Brücke zwischen uns und dem Universum und damit Grundlage für eine bessere Zukunft. In diesem Sinne ist Liebe nicht nur eine persönliche Emotion, sondern eine soziale und politische Kraft, die eine gerechtere Welt schaffen kann.